Montessori - Das Konzept kurz & knapp erklärt

Hier finden Sie die grundlegenden Unterschiede des Montessori-Konzepts im Vergleich zu Regelschulen aufgelistet, damit Sie die Frage: “Montessori, ja oder nein?” besser beantworten können.

Keine Noten
Die Leistungen der Kinder werden in Schulen, die nach dem Montessori-Konzept handeln, nicht mit Zensuren bewertet. Stattdessen werden regelmäßig Einschätzungsgespräche mit den Lehrkräften geführt und die Schüler/Innen erhalten zum Jahresende Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess (IzEL) in Schriftform. Diese bilden den Lernfortschritt sowie das Sozial- und Arbeitsverhalten detailliert ohne Schulnoten ab.

Jahrgangsmischung
Schülerinnen und Schüler arbeiten in jahrgangsgemischten Gruppen, Erst- und Viertklässler, Drittklässler oder Acht- und Zehntklässler sind also gemeinsam in einer Gruppe. Dadurch soll nicht nur die Individualität gefördert, sondern, durch die Kooperation mit anderen, das soziale Miteinander gestärkt werden. Das Prinzip: Die Kleinen lernen von den Großen und manchmal auch umgekehrt.

Freiarbeit
Ein zentrales Element des Montessori-Konzepts ist die Freiarbeit. Während dieser Zeit sucht sich jedes Kind eigenverantwortlich eine Arbeit aus den Lernmaterialien, dabei stehen die Lehrkräfte beratend zur Seite. Die Kinder sollen lernen, bei Bedarf Hilfe bei den Lehrkräften zu holen. So übt Paul beispielsweise gerade Schreibschrift, Marie spielt ein Wortartenspiel und zur gleichen Zeit lernt Hanna Division im Hunderterraum. Da die Kinder möglichst konzentriert und eigenständig arbeiten sollen, bieten fast alle Montessori-Materialien die Möglichkeit zur Selbstkontrolle.

Kaum Frontalunterricht
In der Montessori-Pädagogik wird Individualität und Selbstständigkeit groß geschrieben. Daher wird man dort Frontalunterricht eher selten finden. Im Gegensatz zur Regelschule erledigen nicht alle Kinder zur gleichen Zeit dieselben Aufgaben. Vielmehr soll in Einzelarbeit jedes Kind nach seinem persönlichen Wissensstand und Lerntempo arbeiten.

Schulabschluss
Grundsätzlich können Kinder einer Montessori-Schule alle staatlichen Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur ablegen. In unserem Haus begleiten wir die Kinder bis zur zehnten Klasse, wo sie den mittleren Bildungsabschluss absolvieren können. Über den staatlichen Schulabschluss hinaus legen die Schüler in der achten Klasse zusätzlich einen Montessori-Abschluss ab. Kernelement ist die sogenannte “Große Montessori-Arbeit”.

Unterricht

Vorbereitete Umgebung
Das Klassenzimmer ist ein Lebens- und Lernraum für die Kinder. Pflanzen, eine Leseecke, Fotos und Bilder von den Kindern und vieles mehr schaffen eine Atmosphäre, in der sich alle wohl fühlen sollen. Die Einrichtungsgegenstände passen sich den körperlichen Möglichkeiten und Proportionen der Schüler/-innen an und müssen durch ihre Ästhetik ansprechend sein. Kern der Klassenraumgestaltung ist das besondere Montessori-Material für die Bereiche Sinneserziehung, Sprache, Mathematik und kosmische Erziehung.
Es wird ergänzt und erweitert durch viele andere Materialien, aber auch durch neue Medien wie den Computer. In der Regel ist jedes Material nur einmal vorhanden, um den sozialen Umgang der Kinder miteinander zu fördern. Alle Materialien müssen übersichtlich und für das Kind gut erreichbar platziert sein. Die Lehrerin übernimmt die Verantwortung, diese Umgebung für ihre Klasse vorzubereiten, der pflegliche Umgang mit den Materialien und die Aufrechterhaltung der Ordnung sind dann gemeinsame Aufgaben. Die Lehrkraft zeigt den Kindern den sachangemessenen Umgang mit den Materialien und beobachtet und begleitet sie behutsam bei ihrer Arbeit damit. Die Materialien sollen den SchülerInnen ermöglichen, in der Auseinandersetzung und Beschäftigung mit ihnen zu lernen und Gelerntes zu festigen. Dies gelingt nur, wenn die vorbereitete Umgebung auf die Fähigkeiten und Interessen der Kinder abgestimmt ist.

Freie Wahl der Arbeit (Freiarbeit)
Die Freiarbeit ist das Kernstück des Montessori-Unterrichts. Sie umfasst an unserer Schule täglich in der Regel zwei Unterrichtsstunden. Die Kinder wählen nach eigener Entscheidung, womit sie sich beschäftigen. Sie bestimmen auch selbst Arbeitsrhythmus und Arbeitsdauer, bzw. ob sie allein oder mit Partnern arbeiten. Die Freiarbeit bietet durch ihre Möglichkeiten zur selbstständigen Wahl und zum natürlichen Umgang mit Mitschülern und Lehrern fortwährend Gelegenheit zum sozialen Lernen. Die freie Auswahl der Arbeit gibt den Kindern die Chance, den gewählten Unterrichtsstoff so ausgiebig zu lernen wie es für ihre Entwicklung wichtig ist. Die freie Entscheidung führt zu einer Arbeitsmotivation, die vom Kind ausgeht. Kinder, die in der Freiarbeit gelernt haben, selbständig und selbstverantwortlich zu arbeiten und eine einmal begonnene Arbeit zu Ende zu führen, werden sich später auch anderen Wissensgebieten zuwenden. Während der Freiarbeit stehen den Kindern eine Lehrkraft und eine pädagogische Assistenz zur Verfügung.

Gebundener Unterricht
Gewisse Unterrichtsinhalte erfordern einen Klassenunterricht. Dabei werden Themen der Freiarbeit gemeinsam vertieft und fortgeführt, und umgekehrt dienen Themen des gebundenen Unterrichts als Anregungen zum Weiterarbeiten in der Freiarbeit. In Unterrichtsgesprächen und Erzählkreisen, Partner- und Gruppenarbeit, aber auch im Frontalunterricht findet Gesprächserziehung statt. Zuhören, sich zurücknehmen und das Akzeptieren von Regeln der Gemeinschaft werden geübt. Der gebundene Unterricht an unserer Schule orientiert sich fast ausschließlich an den Lerninhalten des Bayerischen Lehrplans.

Jahrgangsmischung
Ein wesentliches Prinzip der Montessori-Pädagogik ist das soziale Lernen, insbesondere das Lernen der Kinder voneinander. Aus diesem Grund hat Montessori dringend empfohlen, in Montessori-Schulen die altershomogene Klasse aufzulösen und verschiedene Jahrgänge zu mischen. Ältere Kinder können so den jüngeren Kindern ihr Wissen weitergeben. Jüngere Kinder lernen nicht nur von den Lehrkräften oder durch den Umgang mit den Materialien, sondern von anderen Kindern. Die Jahrgangsverknüpfung ähnelt wesentlich mehr jenen Verhältnissen, wie wir sie in Familien mit mehreren Kindern finden. Sie bietet Möglichkeiten, die Einzelkinder so in ihrer Familie nicht kennen. An unserer Schule besteht die Jahrgangsmischung seit dem Schuljahr 2003/2004.

Besondere Angebote
Zusätzliche Angebote an die Kinder einer Schule unterliegen immer einer Dynamik. Sie hängen teilweise auch davon ab, welche Talente, Fähigkeiten und Interessen LehrerInnen, Kinder und Eltern der Schule einbringen können und welche sich davon verwirklichen lassen. Musikalische Erfahrungen über den Musikunterricht hinaus, der freiwillige Erwerb einer Fremdsprache, handwerkliche Tätigkeiten, Projekttage, Schullandheime, Lesenächte in der Schule und vieles mehr sind solche Aktivitäten, die zu unserem Schulleben gehören und natürlich erweiterbar sind.

Studierzeit

Wir legen Wert darauf, dass unsere Schüler/-innen entsprechend ihrem individuellen Lernstand, Themengebiete auch am Nachmittag wiederholen und vertiefen.

Die Kinder sind es gewohnt, sich am Vormittag möglichst selbständig für eine Arbeit zu entscheiden, sie zu planen und durchzuführen. Ebenso soll auch eine überschaubare Zeit am Nachmittag genutzt werden – entweder zu Hause oder in der Mittagsbetreuung der Schule.

Damit die Studierzeit auch zu Hause gelingt
Strukturieren Sie mit ihrem Kind ihre Woche und planen Sie feste Studierzeiten ein. Je nach Familiensituation und Kind gibt es unterschiedliche Zeiten, die sich dafür eignen – direkt nach dem Mittagessen, oder zuerst eine Pause; vielleicht auch erst am späten Nachmittag. Wenn es dabei einen Tag ohne Üben gibt, ist das vollkommen legitim. Bei manchen Familien bietet sich auch das Wochenende an, wenn es unter der Woche viele andere Termine gibt. 

Kinder sollen lernen, ihre Übungen in der Studierzeit selbständig zu erledigen. D.h. aber nicht, dass Eltern sich nicht kümmern sollen. Gerade die Erstklässer/-innen brauchen oft Unterstützung, bis sich die Studierzeit eingespielt hat. Sie brauchen Erinnerung, Hilfe bei der Einteilung und Wahl der Aufgaben. Sie müssen nachfragen, brauchen gelegentlich Erklärung, z.T. auch die Kontrolle der Eltern. 

Am Anfang sind viele Kinder euphorisch und wollen ganz viel Sachen am Nachmittag zu Hause machen. Wichtig ist: nicht alle Aufgaben/Hefte eignen sich dafür, weil dazu z.B. Montessori-Material notwendig ist. Daher macht es keinen Sinn, wenn die Kinder in diesem Heft zu Hause arbeiten. Ansonsten bremsen Sie den Eifer Ihrer Kinder nicht! Es kommen auch Zeiten, in denen Kinder nicht mehr so viel und gerne zu Hause üben wollen. dann ist es wichtig, mit Ihnen zu besprechen, dass die Studierzeit zu ihren Pflichten gehört. Wenn es zwischen Ihnen und Ihrem Kind sehr schwierig wird, nehmen Sie bitte Kontakt mit der/dem Klassenlehrer/-in auf. Wir schalten uns dann z.B. in die Planung der Studierzeit ein.

Der zeitliche Umfang der Studierzeit
Wenn Ihre Kinder Referate oder andere Themen in ihre Studierzeit mit einbeziehen wollen, ist das gut. Es gibt viele Arbeiten, die sich aus dem Alltag ergeben, z.B. Einkaufzettel schreiben; verschiedene Gegenstände wiegen beim Thema Gewichte; Rezepte lesen, umrechnen und umsetzen; ein Zoobesuch; Kopfrechnen während Autofahrten.

Wenn Sie merken, Ihr Kind hat einen Aufgabentyp nicht verstanden, ermuntern Sie ihr Kind, sich in der Schule helfen zu lassen. Jede/-r Schüler/-in kann und soll immer in der Freiarbeit nachfragen, wenn es bei den Übungen zu Hause etwas nicht versteht. Es ist uns sehr wichtig, dass Sie Ihr Kind ermuntern, zu uns zu kommen. Schließlich soll Ihr Kind lernen, die Verantwortung für seine Aufgabe und sein Lernen selbst zu übernehmen.

Besprechen Sie mit ihrem Kind, wie Sie die Studierzeit begleiten wollen. Schauen Sie die Aufgaben jeden Tag an oder später einmal in der Woche. Beobachten Sie, wann sie die Studierzeit ganz in die Hände Ihres Kindes geben können – das ist das Ziel.

Der zeitliche Umfang in der ersten Zeit beträgt ungefähr 20-30 Minuten. Im Laufe der Grundschulzeit sollten die Arbeitsphasen auf 45-60 Minuten gesteigert werden. Wie viel die Kinder in der Zeit schaffen können, ist ganz unterschiedlich. Beobachten Sie am Anfang, wie Ihr Kind arbeitet. Dann merken Sei schnell, was Sie erwarten können. Dabei finden Sie auch heraus, ob Sie Vereinbarungen über Umfang oder Zeit machen (müssen) – oder aber, ob keines von beidem nötig ist.

FÜR VIELFALT UND DEMOKRATIE

GEMEINSAME ERKLÄRUNG DER MONTESSORI EINRICHTUNGEN DES MONTESSORI LANDESVERBAND BAYERN E.V.

Montessori Einrichtungen sind Orte der Vielfalt und der Demokratie.
In unseren Schulen und Kinderhäusern steht der Mensch im Zentrum – in seiner
Individualität und sozialen Eingebundenheit, mit seinen demokratischen Freiheitsrechten
und seiner Verantwortung für Gemeinschaft und Umwelt.
Wir stehen für:

• die Anerkennung der Gleichwürdigkeit aller Menschen
• demokratisches Handeln auf Grundlage des Grundgesetzes
• Erziehung zum Frieden
• Individualität in Gemeinschaft
• Engagement für eine offene und vielfältige Gesellschaft

Diese Haltungen sind Grundlage unseres pädagogischen Handelns und fester Bestandteil
unseres Selbstverständnisses als Montessori Schulen und Montessori Kinderhäuser.