Montessori - Das Konzept kurz & knapp erklärt

Die Montessori-Pädagogik hat zwei Aspekte:

  1. Die Philosophie – man begegnet dem Kind auf Augenhöhe, mit Wertschätzung und in abwartender Haltung
  2. Das Material – ist so ausgewählt, dass es das Kind in seiner Entwicklung unterstützt. Es muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
 

 Das Kind, nicht der Erwachsene ist der Akteur seiner Entwicklung. Es ist „Baumeister seiner selbst“. Maria Montessori

Was bedeutet das:

Das Kind kommt bei der Geburt mit seiner individuellen biologischen Ausstattung in seine soziale Umwelt. Was das Kind aus diesen Voraussetzungen und Bedingungen für seine Entwicklung macht, bestimmt es letztendlich selbst.

Wir geben dem Kind die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Als AssistentInnen sind wir dabei behilflich die Richtung zu weisen und nicht den Weg vorzugeben. Kinder sind aktive Gestalter ihrer Entwicklung.

Wir bieten dem Kind die Möglichkeit, selbst Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen machen bedeutet intensives, nachhaltiges Lernen.

Wir wollen jedem Kind mit seinen Bedürfnissen gerecht werden, indem wir es in all seinen Lebenslagen ernst nehmen.

Wir beteiligen die Kinder im Rahmen der Möglichkeiten, die eine Gruppe bietet, an Entscheidungen, die die Kinder selbst betreffen.

Wir holen jedes Kind dort ab, wo es steht. Die Einzigartigkeit jedes Kindes ist eine Bereicherung der Gruppe, wir akzeptieren und wertschätzen das. Jedes Kind hat ein Recht auf sein individuelles Entwicklungstempo.

KINDER SIND ANDERS

Sie entwickeln sich nicht einfach stufenweise von einem kleinen zu einem großen Erwachsenen. Ein Kind folgt seinen eigenen, kindgemäßen Vorstellungen und Interessen, die sich von denen der Erwachsenen mehr oder weniger deutlich unterscheiden. Das Kind besitzt eine ungewöhnliche Sensibilität und intellektuelle Fähigkeit die Eindrücke aus seiner Umwelt zu absorbieren und von ihr zu lernen. Diese Fähigkeit unterscheidet sich von der des Erwachsenen sowohl qualitativ, als auch quantitativ.

Entscheidende Bereiche im Alltag der Montessori-Einrichtungen

Bewegung

Mit der Geburt des Kindes beginnt seine Aufgabe, Körper und Geist zu einer harmonischen Verbindung zu entwickeln. Es lernt zu sitzen, zu stehen, zu gehen, zu laufen und entwickelt dabei langsam auch sein Gleichgewicht. Es lernt zunehmend sich gezielt und selbstbestimmt zu bewegen, und seine Umwelt zu erobern. Diese körperliche und geistige Entwicklung geht einher mit dem Aufbau einer inneren Disziplin und Konzentrationsfähigkeit. Daraus ergibt sich für Montessori: Geistige und körperliche Erziehung müssen miteinander verbunden sein. Oder: Lernen ist nicht möglich ohne Bewegung und Bewegung wiederum nicht sinnvoll in Form isolierter gymnastischer Übungen.

Aufgrund dieser Erkenntnis entwickelte Montessori unter anderem ihre sogenannten

„Übungen des täglichen Lebens“ und das „Gehen auf der Linie“. Sie verknüpft so die Bewegungserziehung mit dem praktischen Alltagsleben und ermöglicht dem Kind damit eine ganzheitliche Entfaltung seiner Persönlichkeit.

Liebe

Ein Kind braucht Liebe. Nur ein liebevoller Umgang mit dem Kind, eine gute Beziehung zum Kind hilft ihm, sich zu einem Menschen zu entwickeln, der friedlich mit sich und seiner Umwelt lebt.

Jedes Kind soll sich seinen individuellen Bedürfnissen und Neigungen entsprechend innerhalb gewisser – durch die Gemeinschaft gegebene Grenzen – frei bewegen, leben und kontinuierlich weiter entwickeln dürfen.

Zum Verständnis der Montessori-Pädagogik

Zu den anthropologischen Grundannahmen Montessoris gehört die Überzeugung von einer ursprünglichen schöpferischen Eigenaktivität und Spontaneität des Kindes von Geburt an. Das Kind kann sich von Geburt an mit seinen Sinnen und Erfahrungen, seinem „absorbierenden Geist“, an die Umwelt anpassen. Das bedeutet, dass das Kind alles „aufsaugt“ und speichert, was es in seiner Umgebung optisch, haptisch, akustisch, emotional erlebt.

Innerhalb des kindlichen Entwicklungsprozesses kommt den „sensiblen Phasen“, d.h. Phasen, in denen es besonders aufnahmebereit für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten ist, besondere Bedeutung zu. Die „sensiblen Phasen“ für die Primärbindung und Autonomieentwicklung, die Empathie, die Stressregulierung und den Aufbau des Selbst über die Interaktion mit den engsten Bindungspersonen liegen in den ersten vier Jahren. Diese ersten sozialen Erfahrungen wirken sich auf alle weiteren zwischenmenschlichen Beziehungen aus.

Zur Entfaltung des in den „sensiblen Phasen“ ansprechbaren Potentials benötigt das Kind eine „vorbereitete Umgebung“. Sie steht in direkter Beziehung zu den Entwicklungs- und Lernanforderungen des Kindes. Findet das Kind in der vorbereiteten Umgebung eine Aktivität, mit der es sich gemäß seinen inneren Bedürfnissen auseinandersetzen kann, kann es zum Phänomen der „Polarisation der Aufmerksamkeit“ kommen. Gemeint ist damit, dass ein Kind in äußerster Konzentration unter Einbezug seiner ganzen Person einen aktiven Kontakt zum Gegenstand/zur Handlung aufbaut, und sich gleichzeitig innerlich von der Umgebung löst. Dieses Phänomen befähigt das Kind und später auch den Erwachsenen – auch der kann in eine „Polarisation der Aufmerksamkeit“ gelangen – sich zu zentrieren und verantwortlich zu handeln.

Erziehungsziel Montessoris ist die personale Selbstständigkeit des Kindes. Diese fasst Montessori wie folgt zusammen:

„Hilf mir, es selbst zu tun! Zeig mir, wie es geht.

Tu es nicht für mich, ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen.

Sie sind vielleicht enger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche ma- chen will.

Mute mir auch Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen“. Maria Montessori

Die Rolle des Pädagogen / der Pädagogin

Der/die Pädagoge/in beobachtet das Tun der Kinder. Er/sie stellt einzelnen Kindern Materialien zur Verfügung, gibt ihnen eine individuelle Einführung, achtet auf sachgerechten Umgang und wägt ab, ob ein Kind auf Unterstützung angewiesen ist. Er/sie regt ein Spiel- geschehen / das Arbeiten an, spielt / arbeitet zeitweise mit, zieht sich zurück, ist Ansprechpartner/in, vermittelt und tröstet.

Er/sie achtet das Kind in seiner Persönlichkeit, unterstützt es dabei, seinen Willen zu entwickeln, indem er/sie ihm Raum für freie Entscheidungen gibt. Er/sie hilft ihm, selbständig zu denken, zu handeln und bietet ihm Gelegenheit, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen. Denn Kinder wollen nicht nur irgendetwas lernen, sondern zu einer bestimmten Zeit etwas ganz Bestimmtes („sensible Phasen“).

Er/sie beobachtet die Kinder: ihr Verhalten (wer spielt / arbeitet was mit wem?), ihren Entwicklungsstand, ihre Bewegung.

Eine besonders wichtige Aufgabe des/der Erziehers / Erzieherin ist es nach Montessori, dem Kind Vertrauen in seine Fähigkeiten zu signalisieren und ihm alles in der richtigen Form anzubieten, d.h. seinem Entwicklungsstand angemessen, „kindgerecht“, geordnet und langsam.

Die Pädagogen bilden sich regelmäßig im Bereich der Montessori Pädagogik fort. Neuen KollegInnen wird die Teilnahme am Montessori-Diplom-Kurs berufsbegleitend ermöglicht

Das Montessori-Material

Lernprozesse werden in der Montessori-Pädagogik weitgehend auf den aktiven Umgang mit Materialien verlagert und damit um eine sensorische Erfahrung ergänzt. Vom Greifen gelangt das Kind zum Begreifen und zum Abstrahieren. Lernen durch Nachahmung und Beobachtung hat ebenfalls einen hohen Stellenwert. Das zeigt sich in der Art der Materialeinführung durch den/die Pädagogen/in. Er/sie beschränkt sich in der Regel beim Einführen/ Vorführen auf ein Minimum an verbalen Elementen, bzw. führt nonverbal ein.

Soziales Lernen wird durch die Begrenzung, d.h. durch das nur einmalige Vorhandensein eines Materials, gefördert. Dadurch, dass jedes Material nur einmal vorhanden ist, werden die Kinder zu Rücksichtnahme, Empathie und Geduld geführt. Die Umgebung muss nicht nur die Freiheit des Individuums ermöglichen, sondern auch die Bildung der Gemeinschaft. Wichtig ist, dass das Kind durch die Arbeit mit dem Material Kategorien zur Ordnung der Eindrucksvielfalt erhält, die es in seinen ersten Lebensjahren, der Zeit des „absorbierenden Geistes“, in sich aufgenommen hat. Mit dem Material erfährt das Kind Ordnungen, die ihm helfen, diese Vielfalt zu strukturieren. Damit erobert es sich Schritt für Schritt seine Welt.

Das Material ist somit „Schlüssel zur Welt“.

Nach Montessori wirkt sich konzentriertes Arbeiten im Sinne ihrer Pädagogik nicht nur auf den kognitiven Bereich positiv aus, sondern auch auf die Gesamtpersönlichkeit. Sie erkannte, dass die Annahme des eigenen Ichs, das Erfahren der eigenen Individualität und das daraus resultierende Selbstwertgefühl Grundlage für Lernen und soziales Verhalten sind.

Nach Montessori müssen Kinder soziales Leben durch Leben erfahren und nicht durch Belehren und Reden.

„Das Kind birgt Kräfte, die zur Entfaltung seines individuellen Wesens drängen. Es übt sich selbst.

Es hat Freude an Wiederholungen. Es braucht Freiheit.

Es hat sensible Phasen.

Es hat ein Recht auf Würde, auf würdevolle Behandlung durch den Erwachsenen. Es braucht keine Schläge, keine Schimpfworte, keine Einschüchterung.

Es braucht Liebe.“ Maria Montessori

FÜR VIELFALT UND DEMOKRATIE

GEMEINSAME ERKLÄRUNG DER MONTESSORI EINRICHTUNGEN DES MONTESSORI LANDESVERBAND BAYERN E.V.

Montessori Einrichtungen sind Orte der Vielfalt und der Demokratie.
In unseren Schulen und Kinderhäusern steht der Mensch im Zentrum – in seiner
Individualität und sozialen Eingebundenheit, mit seinen demokratischen Freiheitsrechten
und seiner Verantwortung für Gemeinschaft und Umwelt.
Wir stehen für:

• die Anerkennung der Gleichwürdigkeit aller Menschen
• demokratisches Handeln auf Grundlage des Grundgesetzes
• Erziehung zum Frieden
• Individualität in Gemeinschaft
• Engagement für eine offene und vielfältige Gesellschaft

Diese Haltungen sind Grundlage unseres pädagogischen Handelns und fester Bestandteil
unseres Selbstverständnisses als Montessori Schulen und Montessori Kinderhäuser.